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STILLE RIESEN
Bilder ab 20214 bis heute.
Der Titel „Stille Riesen“ charakterisiert sehr treffend, dass die Künstlerin kein reales Abbild der Berge zeichnen wollte, sondern dass sie ihre eigene innere Vorstellung von Bergen sehr poetisch präsentiert: stille Riesen, deren selbstverständliche Distanz und Erhabenheit über Jahrmillionen durch zerstörerische Prozesse gewachsen ist. Mir fällt Hoymer von Ditfurths Buchtitel ein: „Am Anfang war der Wasserstoff“. Die Berge Annunciatas sind geformt durch den Urstoff des Universums: das Wasser – und wir erinnern uns an ihre eingangs erwähnte Erfahrung, Wasser als etwas Gefährliches wahrzunehmen „sie male Seen und Brandung, aber sei eher wasserscheu.“
Annunciatas Berge wirken trotzdem nicht bedrohlich. Die Gebirgszüge konstatieren erhaben und majestätisch ihre unbezwingbare Naturgewalt und -schönheit, die uns vielleicht daran erinnern sollte, diesem Wunder mit tiefem Respekt zu begegnen. Ich glaube, hier kommen wir dem Verständnis oder der Erfahrung, mit welcher die Künstlerin Natur be-greift, recht nahe – vielleicht mag man diese Erfahrung als leise, achtsam und poetisch bezeichnen.
Die hier gezeigten Gebirgszüge sind in wenigen Farben umrissen: weiß und Blautöne, wobei das Weiß dominiert, manchmal reduziert in nur zwei Farben ausgeführt, manchmal durch ein helles Grün akzentuiert. Die schneebedeckten Gipfel erheben sich aus einer homogenen Fläche und nehmen das Blau des Himmels auf, zuweilen verschwimmen sie mit diesem konturenlos oder nebelhaft wie ihre Basis. Gerade an diesen Stellen setzt unsere Imagination ein und denkt sich hinter Nebelfeldern oder Wolken die Gestalt des Grates, der sich anzudeuten scheint. Diese Malweise erzeugt Leichtigkeit: die schneebedeckten Bergwelten besitzen trotz ihrer Masse eine Leichtigkeit oder vielleicht besser gesagt eine nicht-fassbare Materialität. Das über Jahrmillionen gewachsene Gestein wird nicht in seiner Materialität als Granit, Geröll oder Erdschicht zitiert, sondern in seiner Wirkungsweise als aus gefrorenem Wasser geformtes Massiv.
Sonia Schätz Leiterin des Stadtmuseum Landsberg.