Mit Wehmut verabschiedet - Kreiskulturtage
- foresti4
- 2. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Okt.
Ich hatte etwa 10 Jahre beim Landkreis Landsberg das Ehrenamt als Kulturbeauftrage inne. Gestern habe ich mit einem Vortrag im Kreistag verabschiedet.


Interview Annunciata Foresti
Zum Abschied als Kreiskulturbeauftragte
Frau Foresti, die Kreiskulturtage haben Sie initiiert. Es ist quasi ihr „Baby“. Nach vier Ausgaben ziehen sich nun zurück. Was bedeutet Ihnen dieses ganz besondere Veranstaltungsformat?
Seit 2015 habe ich das Format entwickelt, strukturell aufgebaut und über Jahre „verfeinert“ und variiert – von der ersten Idee über Konzeption, Netzwerkarbeit, Künstlerakquise bis hin zur täglichen Umsetzung. Die Kreiskulturtage sind dabei – und das freut mich sehr – zu einem eigenständigen, weithin sichtbaren Kulturformat im Landkreis geworden. Sie sind kein Versuchsprojekt mehr, sondern eine etablierte Plattform für künstlerischen Ausdruck, kulturelle Teilhabe und regionale Sichtbarkeit.
Warum haben Sie sich nach den Kreiskulturtagen 2025 entschieden, die Leitung abzugeben?
Es war die vierte Ausgabe dieses Veranstaltungsformats, das sich seit seiner Gründung erfreulicherweise zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens im Landkreis entwickelt hat. Gleichzeitig ist es für mich ein passender Moment und es war politisch so gewollt, die Rolle der künstlerischen Leitung abzugeben – nach vier intensiven, sehr unterschiedlichen Festivaljahren mit viel Herzblut. Ein wenig Wehmut ist schon da..

Die verschiedenen Themen bzw. Mottos der Kreiskulturtage haben Sie schon benannt. Was wurde damit jeweils verbunden?
„Schnittstelle Heimat“ war 2016 die Premiere, mit vielen anregenden Beiträgen. Beheimatet zu sein gehört zweifellos zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Bei dem Thema der Kreiskulturtage ging es auch um die Verortung der Heimat. Ist sie an einen Ort gebunden, oder kann Heimat auch ein Gefühl sein? Eine wesentliche Schnittstelle dieser emotionalen Verortung ist die Kultur. Sie schafft Bindungen, Wurzeln, Identität. Mit den Kreiskulturtagen sollte ein Bewusstsein für die Kultur vor Ort gestärkt werden. Es sollten aber auch Querverbindungen geschaffen werden, um die Menschen im Landkreis und in der Stadt und verschiedener Kulturen zu verbinden.
Kulturfest in Schondorf
Das Thema „Mut“ folgte anschließend. Die Auslegung von Mut ist vielfältig, angedockt an Kunst und Kultur ein sehr spannendes inspirierendes Thema. Jeder, der ernsthaft künstlerisch arbeitet, gleich ob bildnerisch, darstellerisch oder musikalisch, muss mutig sein, um dem Zuschauer oder Zuhörer einen Blick in seine Seele zu erlauben. Wir hatten Konstantin Wecker zu Gast in der Kulturhalle in Hurlach mit ausverkauftem Haus.
Gruppe FALLWANDER
https://www.youtube.com/watch?v=v1OV57S7QmU Konstation Wecker
Das Jahr nach der Pandemie mit den Kreiskulturtagen unter dem Titel „Sehnsucht" war wohl die emotionalste und am meisten besuchte, nicht nur wegen dem Seensuchtsfest in den Seeanlagen Schondorf. Für 2022 hatten wir uns nun ganz bewusst für „Sehnsucht“ als Motto entschieden. Wir wollten somit auch den Wunsch nach der Pandemie der Menschen, endlich wieder zusammenkommen zu dürfen, kulturell abbilden. Das Thema Sehnsucht beinhaltet viele Facetten und Wege im Inneren oder auch in der äußeren Welt. Es gibt einen schönen Satz von dem leider viel zu früh verstorbenen Künstler
Christoph Schlingensief: „Der Mensch besteht eben nicht nur aus Chemie, sondern auch aus ganz viel Sehnsucht.“ Das Sehnsuchtsfest war ein Highlight, an dem rund 5000 Menschen teilgenommen haben.
Hochzeitskapelle beim Seensuchtsfest in Schondorf
Seensuchtsfest Schondorf
Und das Motto „Licht und Schatten“ von diesem Jahr traf den derzeitigen Zeitgeist sehr gut. Kunst hat die einzigartige Fähigkeit, Licht in die dunkelsten Winkel unserer Seele zu bringen und gleichzeitig Schatten zu werfen.

Installation von Vanessa Hafenbrädl in der Kapelle Romenthal Dießen
Welche Bedeutung haben die Kreiskulturtage für den Landkreis Landsberg am Lech?
Annuciata Foresti:
Die Kreiskulturtage sind zu einer Marke geworden. Und jeder weiß, wie aufwändig und langwierig es ist, eine eigenständige Marke aufzubauen.
2022 habe ich den Familienkulturtag, ein Bestandteil der Kreiskulturtage, ins Leben gerufen und er fand 2024 erstmals in Utting statt. Er stand noch unter dem Zeichen der Pandemie, von daher war der Einlass nur für 600 Besucher, weil der Klettergarten nicht mehr als etwa 200 Kinder aufnehmen konnte.. Eine Änderung des Konzeptes, d.h. Öffnung für alle Bürger und Verlegung ins Kauferinger Schwimmbad waren meine Ideen, was jetzt durch die Kulturverwaltung erfolgreich geplant und durchgeführt hat.
Ich danke allen für die gute Zusammenarbeit, die Unterstützung, das Vertrauen. Es war eine bereichernde Aufgabe. Die Kreiskulturtage und der Familienkulturtag bleiben – da bin ich sicher – kraftvolle Kulturprojekt im Landkreis. Ich wünsche allen künftig Beteiligten viel Freude bei den nächsten Schritten. Vor allem möchte ich mich bei Landrat Thomas Eichinger, ohne seine Unterstützung, wäre ich nicht so lange am Ball geblieben. Er hat mir viel Freiraum gelassen und vollstes Vertrauen geschenkt. Dann macht Arbeit auch wirklich Spaß.
Welchen Projekten werden Sie sich nun nach diesen herausfordernden Jahren mit den Kreiskulturtagen widmen? Welche Pläne haben Sie noch?
Annunciata Foresti:
Ich möchte mich mehr auf meine künstlerische Arbeit konzentrieren und einfach mehr für mich selbst zu machen. Ich glaube das ist ein guter Plan.
Ideen gehen mir nicht aus, vielleicht werden wieder neue Projekte geboren, man weiß es ja nie, auch weil ich Herausforderungen liebe. Das kleine Format, das inzwischen schon an die 18 Jahre läuft ist ja auch noch da und wartet auf die Vorbereitung ab Winter 2025. www.kreiskulturtage-landsberg.de
Abschied von Annunciata Foresti
02. Oktober 2025
Kreiskulturtage als Marke etabliert
Im Kreistag hieß es jetzt Abschied nehmen: Landrat Thomas Eichinger dankte Annunciata Foresti herzlich für ihr langjähriges Engagement als Kulturbeauftragte des Landkreises.
Mehr als zehn Jahre lang war sie die treibende Kraft hinter zahlreichen Projekten – allen voran den vier Kreiskulturtagen, die sie mit viel Herzblut organisiert und damit als kulturelle Marke im Landkreis etabliert hat. Ob Musik, Theater oder Kunst – sie hat Menschen zusammengebracht und Kultur für alle erlebbar gemacht. Auch den Familien- und Jugendkulturtag hat sie ins Leben gerufen. Als kleines Dankeschön überreichte der Landrat einen Gelben Pflaumenbaum – ein lebendiges Symbol für die Spuren, die Annunciata Foresti im Landkreis hinterlässt.
Foto Leitenstorfer: Landrat Thomas Eichinger mit Annunciata Foresti



